Volksverhetzung

Häufig gestellte Fragen und Antworten

Wer kann Opfer einer Volksverhetzung sein – und wer nicht (§ 130 StGB) ?

Das Opfer einer Volksverhetzung kann sein, – unterlassen Sie daher Äußerungen gegen diese Personen:

  • eine nationale Gruppe,
  • eine rassische Gruppe,
  • eine religiöse Gruppe,
  • eine durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe,
  • Teile der Bevölkerung,
  • die in Deutschland lebenden Opfer der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft,
  • ein Einzelner wegen dessen Zugehörigkeit zu einer der vorbezeichneten Gruppen,
  • ein Einzelner wegen dessen Zugehörigkeit zu einem der vorbezeichneten Teile der Bevölkerung.

Ein Teil der Bevölkerung liegt vor, wenn es sich um eine zahlenmäßig nicht unerhebliche und nicht unbedeutende Personenmehrheit handelt, die aufgrund gemeinsamer äußerer und innerer Merkmale als unterscheidbarer Teil von der Gesamtheit abgrenzbar ist, also wenn es sich um eine Personenmehrheit handelt, die durch ihre politische oder weltanschauliche Überzeugung oder durch soziale und wirtschaftliche Verhältnisse als besondere Gruppe erkennbar ist.

Die Rechtsprechung hat u.a. die folgenden Mehrheiten von Menschen als Teile der Bevölkerung iSd § 130 StGB angesehen, – unterlassen Sie daher Angriffe auf sie:

-die in Deutschland lebenden Frauen (OLG Köln, Urteil vom 09.06.2020, Az. 1 RVs 77/20, zu finden in openjur 2020_6552),

-die in Deutschland lebenden Teilnehmer der Christopher-Street-Day-Demonstrationen (OLG Bremen, Urteil vom 23.02.2023, Az. 1 Ss 48/22, zu finden in openjur 2023_3610)

-die in Deutschland lebenden Mitglieder der politischen Partei „Die Grünen“ (OVG Bautzen, Beschluss vom 21.09.2021, Az. 6 B 360/21, zu finden in openjur 2021_27002),

– die in Deutschland lebenden Kommunisten (BGH, Urteil vom 03.04.2008, Az. 3 StR 394/07),

– die in Deutschland lebenden Punker (BGH, Urteil vom 03.04.2008, Az. 3 StR 394/07),

– die in Deutschland lebenden Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus (BGH, Urteil vom 08.05.1952, Az. 5 StR 182/52, zu finden in NJW 1952, 1183 und BGH, Urteil vom 06.05.1958, Az. 5 StR 14/58, zu finden in BGHSt 11, 329),

– die in Deutschland lebenden Angehörigen jüdischen Glaubens (BGH, Urteil vom 28.02.1958, Az. 1 StR 387/57, zu finden in BGHSt 11,207),

– das Weltjudentum (LG Braunschweig, Urteil vom 24.10.1996, Az. 701 Js 53009/95),

– die in Deutschland lebenden Freimaurer (LG Braunschweig aaO),

– die in Deutschland lebenden Ausländer (OLG Hamburg, Urteil vom 18.06.1980, Az. 1 Ss 37/80, zu finden in MDR 1981, 70),

– die in Deutschland lebenden spanischen Gastarbeiter (OLG Celle, Urteil vom 16.07.1970, Az. 1 Ss 114/70, zu finden in NJW 1970, 2257),

– die in Deutschland lebenden Personen mit dunkler Hautfarbe (OLG Hamburg, Urteil vom 18.02.1975, Az. 2 Ss 299/74, zu finden in NJW 1975, 1087),

– die in Deutschland lebenden Asylbewerber, die keinen Anspruch auf Asyl haben (OLG Düsseldorf, Beschluss vom 19.04.1995, Az. 5 Ss 80/95-47/95, zu finden in MDR 1995, 948),

Umstritten ist es, ob die folgenden Personengruppen Opfer einer Volksverhetzung sind oder nicht, – unterlassen Sie daher sicherheitshalber volksverhetzende Äußerungen gegen sie:

  • die in Deutschland lebenden Homosexuellen,
  • die in Deutschland lebenden Transsexuellen,
  • die in Deutschland lebenden Zionisten,
  • die in Deutschland lebenden Polizisten.

Die Rechtsprechung hat die folgenden Personenmehrheiten nicht als Teile der Bevölkerung angesehen, – volksverhetzende Äußerungen gegen sie sind also erlaubt:

– die Deutschen (StA Nürnberg-Fürth, Vfg. vom 08.03.1995, Az. 402 Js 32830/95 und StA München I, Vfg. vom 11.03.1997, Az. 112 Js 10111/97 und StA Hamburg, Vfg. vom 15.02.2017, zu finden in Spiegel-Online vom 01.03.2017),

– die in Deutschland lebenden Christen (LG Köln, Beschluss vom 29.04.1982, Az. 105 Qs 109 und 117/82, zu finden in MDR 1982, 771),

– die in Deutschland lebenden Katholiken (siehe Akademiker),

– die in Deutschland lebenden Protestanten (siehe Akademiker),

– die in Deutschland lebenden „Linken“ oder „Roten“ (BGH, Urteil vom 03.04.2008, Az. 3 StR 394/07),

– die in Deutschland lebende Antifa bzw. die Antifaschisten (BGH, Urteil vom 03.04.2008, Az. 3 StR 394/07),

– die in Deutschland lebenden Rechtsradikalen, “Braunen”, Skinheads und Neonazis (StA Hamburg, Vfg. vom 22.01.1993, Az. 141 Js 747/92 und StA Hamburg, Vfg. vom 27.10.2000, Az. 7101 Js 512/00),

-die Volksverräter (OVG Bautzen, Beschluss vom 21.05.2019, Az. 3 B 136/19),

– die Dritte Welt (BayObLG, Beschluss vom 22.03.1990, Az. Rreg 5 St 136/89 zu finden in NJW 1990, 2479),

-die Israelis in Israel (OLG Hamburg, Urteil vom 28.04.1970, Az. 2 Ss 41/70, zu finden in NJW 1970, 1649).

Welche ausländerkritisdche Äußerungen sind eine Volksverhetzung – und welche nicht (§ 130 StGB) ?

Wer sich heutzutage in Deutschland mit den hier lebenden Ausländern oder anderen geschützten Personengruppen oder mit Vorgängen aus der Zeitgeschichte politisch auseinandersetzt, gerät in Gefahr, wegen Volksverhetzung (§ 130 StGB) bestraft zu werden.

Volksverhetzung begeht, wer eine Äußerung von sich gibt oder eine Handlung begeht, die geeignet ist, den öffentlichen Friden zu stören, indem er

  • zum Hass aufstachelt,
  • oder zu Gewalt- und Willkürmaßnahmen auffordert,
  • oder die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er sie beschimpft,
  • oder böswillig verächtlich macht
  • oder sie verleumdet,
  • oder wer eine unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangene Handlung des Völkermordes billigt,
  • oder leugnet
  • oder verharmlost,
  • oder wer die Würde der Opfer einer unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangenen Handlung des Völkermordes dadurch stört, dass er die nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft billigt,
  • oder wer die Würde der Opfer einer unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangenen Handlung des Völkermordes dadurch stört, dass er die nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft verherrlicht,
  • oder wer die Würde der Opfer einer unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangenen Handlung des Völkermordes dadurch stört, dass er die nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft rechtfertigt,
  • oder wer einen Völkermord billigt,
  • oder wer einen Völkermord leugnet,
  • oder wer einen Völkermord gröblich verharmlost,
  • oder wer ein Kriegsverbrechen billigt,
  • oder wer ein Kriegsverbrechen leugnet,
  • oder wer ein Kriegsverbrechen gröblich verharmlost

Aus der Fülle der Gerichtsurteile zu politischen oder geschichtlichen Themen seien im Folgenden nur die Entscheidungen zu ausländerkritischen Äußerungen behandelt. Die Rechtsprechung hat die folgenden ausländerfeindlichen Äußerungen als strafbar angesehen, – unterlassen Sie daher derartige Äußerungen:

– die Forderung, die in Deutschland lebenden Ausländer zu „vergasen” (OLG Celle, Urteil vom 16.07.1970, Az. 1 Ss 114/70, zu finden in NJW 1970, 2257 und OLG Hamburg, Urteil vom 18.06.1980, Az. 1 Ss 37/80, zu finden in MDR 1981, 70),

– die Bezeichnung von Türken als „Kümmelschweine”, die man „töten” und „ins KZ” stecken müsse (AG Ulm, Beschluss vom 16.04.1998, Az. 6 Ds 11 Js 498/98, zu finden in JMS-Report 1999, 58),

– die Bezeichnung von Personen mit dunkler Hautfarbe als „Nigger“, „Scheißnigger“ und „Kaffer“, die hier „nichts zu suchen“ hätten (OLG Hamm, Beschluss vom 29.05.2001, Az. 3 Ss 391/01 und LG Osnabrück, Urteil vom 01.03.2000, Az. 104 Js 39822/98),

– die Bezeichnung von Zigeunern als „Pack“ und „Gesindel“, die „Kinder wie Karnickel produzieren“ würden (OLG Hamburg, Beschluss vom 11.09.1998, Az. 2 Ss 46/98),

– die Bezeichnung von Ausländern als „Sozialparasiten“ (OLG Frankfurt/Main, Urteil vom 15.08.2000, Az. 2 Ss 147/00, zu finden im Handelsblatt vom 16.08.2000),

– ein Aufkleber, auf dem ein Schwein zu sehen ist, das Brotlaibe verschlingt und dunkelhäutige Menschen ausscheidet, mit dem Zusatz „Brot für die Welt“ (OLG Düsseldorf, Beschluss vom 19.04.1995, Az. 5 Ss 80/95 und 47/95, zu finden in MDR 1995, 948),

-ein Bild im Internet, das einen weißen Radfahrer zeigt, der ein dunkelhäutiges Kleinkind mit vorgehaltener Pistole verfolgt, und der Überschrift „beim Grillen“ würde „die Kohle abhauen“ (OLG Celle, Beschluss vom 11.10.2022, Az. 2 Ss 127/22, zu finden in openjur2022_19501), 

– ein Aufkleber mit dem Bild eines Farbigen mit nacktem Oberkörper und abstehender Frisur und der Aufschrift “Mein Freund ist Ausländer”, er lebe „glücklich in Ghana” (AG Mühlhausen, Urteil vom 13.10.1995, Az. 101 Js 47198/94 – 2 Ls jug 101 Js 45095/95),

– Schriften, in denen behauptet wird, Ausländer und Zigeuner wollten „nur unser Geld“ und nähmen „uns Wohnungen und Arbeit weg” (OLG Köln, Beschluss vom 01.03.1994, Az. Ss 17/94, und VGH Kassel, Beschluss vom 24.02.1993, Az. 6 TG  414/93),

– Schriften, in denen es u.a. heißt, dass wir Deutsche „nicht länger ausländischen Verbrechernachwuchs heranziehen“ und erhöhte Steuern für die ausländischen „Eindringlinge” bezahlen sollten (LG Hagen, Urteil vom 24.06.1994, Az. 81 Js 258/93),

– ein sogenanntes „100-Tage-Programm“, in dem die Ausländer als „loszuwerdende Vertreibungsmasse…aus dem Deutschen Reich“ bezeichnet werden (BGH, Urteil vom 08.08.2006, Az. 5 StR 405/05, zu finden in NStZ 2007, 216),

– Bücher über Rassenkunde aus dem Dritten Reich (OLG Celle, Urteil vom 14.01.1997, Az. 1 Ss 271/96, zu finden in NStZ 1997, 495),

– Schriften, in denen die Vermischung von Millionen „Fremdrassiger” mit dem deutschen Volk scharf abgelehnt und die baldmögliche Rückführung der Ausländer in deren Heimatländer gefordert wird (LG Hagen, Urteil vom 21.01.1983, Az. 11 Ls 51 Js 977/80),

– ein Aufkleber mit der Aufschrift „Rassismus” sei „Notwehr eines Volkes” (AG Meschede, Urteil vom 09.12.1998, Az. 12 Js 793/98),

– ein Aufkleber mit der Aufschrift „Rassenmischung“ sei „Völkermord” und dem Zusatz „So nicht” unter einer Zeichnung, auf der sich ein dunkelhäutiger Mann und eine hellhäutige Frau umarmen (OLG Zweibrücken, Urteil vom 24.06.1994, Az. 1 Ss 80/94, zu finden in NStZ 1994, 490),

– Lieder, in denen die deutschen Frauen aufgefordert werden, ihr „Blut rein zu halten” und in denen von „Ausländerflut, Rassenmischung und Volksverrat” die Rede ist (AG Itzehoe, Urteil vom 12.05.1993, Az. 303 Js 21469/92, zu finden in JMS-Report Juni 1996, 51),

– die Bezeichnung der Ehe zwischen einem Mann mit dunkler Hautfarbe und einer Weißen als „unästhetisch und pervers” und des dunkelhäutigen Mannes als „abstoßend, brutal, primitiv, absolut kulturlos und unterentwickelt” (OLG Hamburg, Urteil vom 18.02.1975, Az. 2 Ss 299/74, zu finden in NJW 1975, 1087),

– die Zurückweisung von Ausländern, nur weil sie Ausländer sind, durch den Inhaber einer Gaststätte bzw. Diskothek (BayObLG, Urteil vom 07.03.1983, Az. Rreg 2 St 140/82, zu finden in NJW 1983, 2040 und OLG Frankfurt/Main, Urteil vom 08.01.1985, Az. 5 Ss 286/84, zu finden in NJW 1985, 1721),

– der Briefkopf eines Versicherungsmaklers, er „versichere keine Ausländer und kämpfe für ein ausländerfreies Deutschland” (AG Stuttgart, Urteil vom 03.12.1986, Az. B 2 Ds 2490/86),

– die Äußerung über die deutsche Fußballnationalmannschaft, dass „weiß nicht nur eine Farbe“ sei (LG Berlin, Urteil vom 18.05.2006, Az. 27 O 419/06),

-ein Plakat mit dem Foto eines schwarzhäutigen Mitgliedes der deutschen Fußballnationalmannschaft mit dem Zusatz „Nein“, du seiest „nicht Deutschland“, sondern „ein Affe“ (OLG Stuttgart, Urteil vom 19.05.2009, 1014/09, zu finden in NStZ 2010, 453),

– das Hissen der Reichskriegsflagge in einer deutschen Stadt, in der sehr viele Ausländer leben (OVG Münster, Beschluss vom 22.06.1994, Az. 5 B 193/94, zu finden in NJW 1994, 2909 f. = NVwZ 1995, 99).

Umstritten ist es, ob die folgenden Äußerungen eine Volksverhetzung sind oder nicht, – unterlassen Sie daher sicherheitshalber derartige Äußerungen:

  • „Multikulti“ würde „töten“,
  • “Migration” würde “töten”,
  • in denen im Zusammenhang mit Ausländern von einer „Invason“ die Rede ist,

in denen im Zusammenhang mit Ausländern von „Widerstand“ die Rede ist.

Die Rechtsprechung hat dagegen die folgenden ausländerkritischen Äußerungen als erlaubt angesehen:

– die Forderung „Ausländer raus“, – aber nur dann, wenn keine weiteren, z.B. militanten, einschüchternden Umstände hinzutreten (BVerfG, Beschluss vom 04.02.2010, Az. 1 BvR 369/04 u.a. mwN und OLG Köln, Beschluss vom 15.10.2012, Az. III-1 RVs 196/12),),

– eine Wahlwerbesendung, in der es u.a. heißt: „Ausweisung aller kulturfremden Ausländer“ (VGH Kassel, Beschluss vom 04.01.2008, Az. 8 B 17/08),

-ein Plakat mit der Aufschrift „Aktion Ausländerrückführung – Für ein lebenswertes Augsburg“ (BVerfG, Beschluss vom 04.02.2010, Az. 1 BvR 369/04 u.a., zu finden in NJW 2010, 2193),

-die Forderung „Ist der Ali kriminell, in die Heimat, aber schnell“ und „Multikulti und Masseneinwanderung sind nicht vom deutschen Volk gewollt“ (BGH, Urteil vom 20.09.2011, Az. 4 StR 129/11),

– ein Aufkleber mit einer orientalischen Familie auf einem fliegenden Teppich und dem Zusatz „Guten Heimflug“ (OLG München, Beschluss vom 09.02.2010, Az. 5 Sr RR (II) 9/10 und AG Berleburg, Urteil vom 15.08.1997, Az. 4 Ds 45 Js 44/97),

– die Forderungen “Gegen die Abschaffung des deutschen Volkes” – “Wir sind das Volk” – “Kein Rassismus gegen unser Volk” – “Wenn wir kommen, fliegen andere heim” (VG Frankfurt/Main, Beschluss vom 28.05.1999, Az. 5 G 1585/99), 

-ein T-Shirt mit einem Piktogramm und dem Satz „Refugees are not welcome“ (OLG Celle, Beschluss vom 27.10.2017, Az. 1 Ss 49/17),

-T-Shirts mit Piktogrammen und den Sätzen „Nein zu gewaltbereiten Kulturbereicherern“ und „Gegen Islamterror in unserem Land“ und „Ich sage nein zu gewaltbereiten Asylforderen“ (OLG Celle, Beschluss vom 27.10.2017, Az. 1 Ss 49/17),

– eine Versammlung zum Thema “Herren im eigenen Land statt Knechte der Fremden” (BVerfG, Beschluss vom 07.04.2000, Az. 1 BvQ 17-18/01),

– die Forderung “Deutschland soll deutsch bleiben – Erst Deutschland, dann Europa – Wählen Sie deutsch – Es lebe unser geliebtes Vaterland, es lebe Deutschland” (LG Mainz, Urteil vom 13.07.1989, Az. 1 O 211/89),

– ein Aufkleber mit der Aufschrift “Multi-Kulti – Nein danke !” (StA Coburg, Vfg. Vom 14.06.1995, Az. 5 Js 638/95),

– ein Flugblatt, in dem es u.a. heißt „ein Millionenheer von deutschen Arbeitslosen“ stehe „einem Millionenheer von ausländischen Arbeitnehmern“ gegenüber, Rentenbeiträge/Rentenzahlungen unterlägen „pausenlos der Zweckentfremdung“, und es gäbe „Wohnungsmangel“ (OLG Frankfurt/Main, Beschluss vom 23.08.1999, Az. 1 S… 141/99),

-ein Wahlwerbespot, in dem behauptet wird, dass durch die „willkürliche Grenzöffnung“ im Jahre 2015 Deutsche fast täglich „zu Opfern“ werden würden und daher „Schutzzonen für unsere Sicherheit“ geschaffen werden müssten (OVG Bautzen, Beschluss vom 15.09.2019, Az. 5 B 140/19),

– eine Versammlung zum Thema „Multi-Kultur abschaffen – Moscheebau stoppen“ bzw. „Stoppt den Islamismus – Keine Großmoschee“ (OVG Münster, Beschluss vom 03.03.2006, Az. 5 B 347/06 und OVG Hamburg, Beschluss vom 06.02.2007, Az. 4 Bs 23/07 und VGH Kassel, Beschluss vom 18.10.2007, Az. 6 TG 3221/07),

– ein Flugblatt mit der Aufschrift „Deutsche – wehrt Euch! Nein zum EU-Beitritt der Türkei ! Nein zur Islamisierung Europas ! Ausländerrückführung statt weiterer Zuwanderung !“ (LG Dresden, Beschluss vom 05.02.2004, Az. 7 Qs 1/04),

– eine Wahlwerbung u.a. mit dem Text “Der Islamismus“ sei das “Sicherheitsproblem Nr. 1 in Deutschland” (VG Potsdam, Beschluss vom 31.05.1999, Az. 5 L 477/99),

– ein Flugblatt mit der Forderung “Statt Abtreibung in Deutschland – Kondome für die Dritte Welt” (BayObLG, Beschluss vom 22.03.1990, Az. Rreg 5 St 136/89),

-ein Text im Internet „Das ist das Dilemma unserer rot-grünen Sprachpolizei: Negativ konnotierte Begriffe werden einfach umetikettiert. So wurde aus dem Neger ein Schwarzer, … aus den Zigeunern wurden Sinti und Roma…dann Rotationseuropäer….die neuen Begriffe wurden dann immer wieder durch die Realität eingeholt, und es mussten neue Bezeichnungen gefunden werden. Damit muss Schluss sein“ (OLG Hamm, Beschluss vom 15.06.2023, Az. 5 ORs 34/23, zu finden in openjur 2023_8825),

– die Äußerung gegenüber einem weißhäutigen Vater mit farbigen Kindern „So sieht das neue Deutschland aus“ (OLG Karlsruhe, Beschluss vom 13.12.2007, Az. 2 Ss 150/07),

– ein Plakat mit fünf verschiedenen Kinderköpfen und der Unterschrift “Vielfalt durch Abgrenzung – wir lieben diese Vielfalt und möchten sie erhalten” (AG Bamberg, Urteil vom 22.12.2000, Az. 20 C 2200/00).

Welche Handlungen sind im Zusammenhang mit Volksverhetzung strafbar – und welche nicht (§ 130 StGB) ?

Die folgenden Tathandlungen sind strafbar,– unterlassen Sie dies daher! – volksverhetzende Äußerungen oder Schriften oder Medien

– öffentlich kundzutun,

– im Rundfunk zu verbreiten,

– öffentlich auszustellen,

– anzuschlagen,

– vorzuführen,

– anderen zugänglich zu machen,

– einer Person unter 18 Jahren anzubieten,

– einer Person unter 18 Jahren zu überlassen,

– einer Person unter 18 Jahren zugänglich zu machen,

– zu bestellen,

– zu beziehen,

– zu liefern,

– vorrätig zu halten,

– anzubieten,

– anzukündigen,

– anzupreisen,

– einzuführen,

– auszuführen,

– in einer E-Mail oder im Internet zu äußern,

– im Ausland zu äußern, wenn dies über das Fernsehen oder das Internet in der BRD ausgestrahlt wird.

Eine Verbreitung liegt nur vor, wenn das Werk gegenständlich in körperlicher Form und nicht nur bezüglich ihres Inhaltes einem so großen Personenkreis zugänglich gemacht wird, dass dieser nach Zahl und Inhalt und Individualität für den Täter nicht mehr kontrollierbar ist. Entscheidend ist dabei der Wille des Absenders.

Hat der Täter die Absicht, dass die Schrift oder das Stück auch nur von einem einzigen Empfänger weiterverbreitet wird, liegt schon in dem Versenden eines einzigen Stückes eine strafbare Verbreitung vor (sog. Kettenverbreitung) (BGH, Urteil vom 24.03.1999, Az. 3 StR 240/98, zu finden in NJW 1999, 1979 und BayObLG, Beschluss vom 06.11.2001, Az. 5 St RR 288/01, zu finden in NStZ 2002, 258).

Hat der Täter dagegen die Absicht, dass die Schrift oder die Schriften nicht weitergegeben werden (sog. Mengenverbreitung), liegt keine Verbreitumg vor (OLG Bremen, Beschluss vom 03.12.1986, Az. Ws 156/86, zu finden in NJW 1987, 1427).

Es ist nur erlaubt, volksverhetzende Schriften bzw. Äußerungen

– privat zu besitzen, also jeweils ein einziges Stück in der eigenen Wohnung aufzubewahren (OLG Thüringen, Beschluss vom 10.07.1995, Az. 1 Ws 71/95 Vollz und LG Flensburg, Beschluss vom 26.06.1986, Az. II Qs 147/86),

– in einem kleinen Kreis, also in einem engen, überschaubaren und bestimmten Personenkreis, zu äußern, so dass sie der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt wird und auch nicht bekannt werden kann (LG Köln, Urteil vom 05.07.2000, Az. 155-44/00 und AG Recklinghausen, Urteil vom 15.11.1996, Az. 33 Js 222/95),

-in einem Asylbewerberwohnheim zu rufen, in dem sich keine weiteren Personen aufhielten (BGH, Urteil vom 27.07.2017, Az. 3 StR 172/17).

– eine volksverhetzende Schrift nur ein einziges Mal weiterzugeben und dabei nicht zu beabsichtigen, dass sie weitergegeben wird (BVerfG, Beschluss vom 09.11.2011, Az. 1 BvR 461/08),

-eine volksverhetzende Schrift an verschiedene politische Gegner zu versenden mit der Absicht, dass diese die Schrift nicht weitergeben (OLG Bremen, Beschluss vom 03.12.1986, Az. Ws 156/86, zu finden in NJW 1987, 1427). weil die politischen Gegner das strafbare Schreiben ja sicherlich nicht weiterverbreiten werden (KG, Beschluss vom 16.09.2009, Az. 1 Ss 328/09).